Jeder, der in der Medizin tätig ist, kennt einen intravenösen Zugang. Dies ist heutzutage das Mittel der Wahl, um im Notfall Medikamente oder Infusionslösungen zu verabreichen. Wie ein intravenöser Zugang gelegt wird und was dabei beachtet werden muss, zeigen wir nachfolgend Schritt für Schritt. Anschließend wird das Vorbereiten einer Infusion gezeigt. Je nach Hersteller, können diverse Teile unterschiedlich aussehen.
Rechtliche Aspekte beim „Nadel legen“
Der intravenöse Zugang ist eine invasive Maßnahme und somit nur von einer Ärztin oder einem Arzt durchzuführen. Selbstverständlich ist es legitim diese Maßnahme zu delegieren. Da es sich um eine Körperverletzung handelt, muss zuvor die Einwilligung des Patienten eingeholt werden. Auch muss der Patient über Komplikationen aufgeklärt werden. Falls die Person bewusstlos ist, gilt es das höchste Gute (das Leben) zu retten und somit als Zustimmung.
Folgeschäden und Komplikationen
Kann es bei der Anlage eines i.v. Zugangs zu Komplikationen kommen? Ja leider können einige Komplikationen entstehen, die teilweise in Folgeschäden münden können:
- Medikament wird paravenös appliziert – somit liegt der Zugang nicht in der Vene, sondern im umliegenden Gewebe. Zum Beispiel Glukose oder Suprarenin können zu schweren Gewebsnekrosen (=Gewebsuntergang) führen. Ein Folgeschaden mit dem der Patient lange zu kämpfen haben wird. Deshalb immer eine Rücklaufprobe vor der Applikation durchführen.
- Bildung von einem Hämatom – wenn der Zugang „verstochen“ wird kann sich ein Hämatom bilden. Gerade Patienten, die antikoaguliert (=blutverdünnende Medikamente) sind, sind hierbei besonders gefährdet. Im Extremfall muss dieses Hämatom in einer kleinen Operation ausgeräumt werden.
- Infektion – wir haben viele Hautkeime, die durch die Anlage des Zuganges in das Gefäßsystem und ins Gewebe eingebracht werden können. Im schlimmsten Fall kann hieraus eine Sepsis resultieren. Deshalb immer sehr genau auf die korrekte Hautdesinfektion achten.
- Punktion von einem Nerv – statt der Vene treffen wir einen Nerv. Wenn der Patient plötzlich starken Schmerz angibt, bitte nicht weiter stechen.
- Arterielle Punktion – statt in der Vene sind wir in der Arterie gelandet. Gerade bei Punktionsversuchen in der Ellenbeuge kann dies passieren. Niemals ein Medikament über eine Arterie verabreichen. Hieraus können sich schlimmste Komplikationen und Folgeschäden entwickeln.
Material für den intravenösen Zugang
Für den i.v. Zugang werden Handschuhe benötigt. Da es ggf. auch zu Kontakt mit Blut kommen kann und somit sollten hierfür Handschuhe getragen werden. Des Weiteren wird der Stauschlauch, das Desinfektionsmittel mit Tupfer, die Venenverweilkanülen und Fixiermaterial benötigt.
Zugang legen – Schritt für Schritt
Venenstauschlauch anbringen
Zuerst wird das Blut in dem Arm gestaut. Dafür den Stauschlauch am Oberarm anlegen und zumachen. Nicht zu viel Zug verwenden, da nicht abgebunden, sondern nur gestaut werden soll.
Desinfektion der Punktionsstelle
Als nächster Schritt wird die Stelle, die für die Punktion gewählt wurde, großflächig desinfiziert. Dadurch möchte man das Risiko einer Infektion, im schlimmsten Fall Sepsis, minimieren. Danach wird mit einem Tupfer die Haut von grober Verschmutzung gereinigt und es wird erneut desinfiziert. Hierfür die nötige Einwirkzeit beachten.
Punktion der Vene
Als nächstes wird die Vene mit der Venenverweilkanüle punktiert. Hierfür falls möglich so distal (Patienten entfernt) wie möglich den Punktionsort wählen. Da falls der Versuch scheitert die Vene weiter oben noch verwendet werden kann. Darauf achten, dass nicht zu steil, sondern mit einem ca. 30° Winkel die Vene punktiert wird. Wenn die Vene erfolgreich getroffen wurde, füllt sich hinten in der Nadel die Kammer mit Blut. Danach die Nadel weiter zurückziehen und den Zugang nach vorne schieben. Dafür weiterhin die Haut gespannt halten, damit fällt das Vorschieben leichter.
Stauschlauch öffnen
Nach erfolgreicher Punktion wird die Stauung wieder sofort geöffnet. Beziehungsweise nach der Blutabnahme, falls diese noch durchgeführt wird.
Nadel entfernen
Danach wird die Nadel entfernt (Achtung Eigenschutz! Nicht daran stechen) und eine Infusionslösung angeschlossen. Wie diese ordnungsgemäß zusammengesteckt und entlüftet wird, wird nachfolgend erklärt.
Schutzschlaufe anlegen
Nach dem Anschließen sollte die Infusionsleitung mit einem Sicherheitszügel gesichert werden. Da bei eventuellem Zug an der Infusion nicht sofort der i.v. Zugang herausgezogen wird.
Praxistipp
Tipp: Falls die Person kaltschweißig ist, wird das Pflaster zur Fixierung nicht besonders gut kleben. Hierfür kann eine Mullbinde zur Fixierung helfen.
Nadelgröße, Durchflussrate und Farbe beim intravenösen Zugang
Je nach Größe erhält man eine unterschiedliche Durchflussrate. Der nachfolgenden Tabelle kann die Fließgeschwindigkeit entnommen werden, sowie die Standardfarben und die Größen.
Welche klassischen Indikationen gibt es?
Im Notfall gibt es einige Indikationen für den Zugang über die periphere Vene. Wenn die Person einen Blutverlust erlitten hat, dann kann die Volumengabe über den Zugang dazu verwendet werden, um den Blutdruck wieder zu erhöhen, sodass eine adäquate Versorgung der lebenswichtigen Organe sichergestellt wird. Auch andere Ursachen, welche zu einem Volumenverlust führen, können durch das Volumen zu einem erhöhen des Blutdruckes genutzt werden. Im Notfall können des weiteren Medikamente verabreicht werden. Diese wirken deutlich schneller als orale Medikamente und haben deswegen einen Zeitvorteil. Bei Kindern gilt es darauf zu achten, dass diese nicht überinfundiert werden. Da hier das Volumen mittels Stellrades schwierig zu dosieren ist. Dafür eignet sich ein Tropfenzähler besser. Alternativ kann auch überdacht werden, ob die Medikamente denn nicht anders verabreicht werden können und die Anlage eines i.v. Zuganges unbedingt notwendig. Denn gerade als nicht geübter Anwender ist die Anlage bei einem Kind nicht einfach.
Alternativen für den I.v. Zugang bei der Volumengabe
Je nachdem, was mit dem I.v. Zugang erreicht werden möchte, gibt es hierfür alternativen in der Notfallmedizin. Um Volumen geben zu können gibt es inzwischen die intraossäre Gabe. Dadurch wird der Zugang mit einer speziellen Nadel in den Knochen geschaffen und es kann in der gleichen Dosierung wie I.v. Medikamente und Volumen verabreicht werden.
Einige Alternativen bei der Medikamentengabe
- intramuskulär – größere therapeutische Breite, schneller in der Anwendung
- Vernebeln – wirkt vor Ort, kann jederzeit wieder entfernt werden
- Rektal – schnelle Anwendung, kein zusätzliches Material
- Buccal – über die Backentasche, schnelle Anwendung, sowie kein weiteres Material
- MAD – nasale Zerstäubung vom Medikament
Eine große therapeutische Breite bedeutet, dass mehr Medikament verabreicht werden kann, bis es zu Nebenwirkungen kommt, im Vergleich zu einer geringen therapeutischen Breite, wie bei der intravenösen Gabe von Adrenalin.
Die Kontraindikationen
Bei einem intravenösen Zugang gibt es auch einige Kontraindikationen. Bei diesen sollte der Ort der Punktion noch einmal überdacht werden und gegebenenfalls ein anderer gewählt werden oder auch auf eine alternative zurückgegriffen werden. Hat die Person einen Shuntarm durch die rezidivierende Dialyse, dann sollte dieser nicht für die Punktion gewählt werden, sondern optimalerweise ein anderer Ort gewählt werden. Falls die Person in diesem Bereich oder oberhalb des Punktionsort liegende Verletzungen oder frische Operationen hatte, wird ebenso empfohlen einen anderen Ort zu wählen. Ebenso verhält es sich bei Frakturen. Denn auch dann sollte der andere Arm oder ein Bein gewählt werden. Denn ist die Vene proximal (oberhalb) der Punktion mitbetroffen, kann das Volumen und die Medikamente dort herauslaufen und wird nicht in einem genügenden Maß in den Körper transportiert. Bei Karzinomen in diesem Bereich wird auch empfohlen eine andere geeignetere Stelle zu wählen.
Infusionslösung richtig vorbereiten
Bevor die Infusionslösung angerichtet wird, sollten einige Sachen noch beachtet werden. Das Ablaufdatum des Materials darf noch nicht überschritten sein. Wenn eine Infusionslösung bereits ausflockt oder trüb ist, sollte diese ebenso nicht mehr verwendet werden, sondern eine neue Trägerlösung. Manche verwenden keine Plastikverpackungen der Infusion, sondern eine Glasflasche. Hierbei ist es wichtig, dass am Infusionsbesteck die Belüftungsklappe offen ist, weil sonst die Infusion bei aufgedrehtem Stellrad nicht läuft. Nun Schritt für Schritt das richtige Vorbereiten einer Infusionslösung.
Nach dem Anlegen der Handschuhe wird die Systemverpackung geöffnet und das System wird herausgenommen.
Als nächstes wird die Verschlusskappe der Lösung geöffnet und die Infusionslösung angesteckt. Darauf achten, dass keine Keime an den Dorn des Systems oder der Infusionslösungsöffnung kommen.
Als nächstes wird ein Spiegel im System erzeugt. Dafür zweimal auf die Kammer des Systems drücken. Dadurch kann dann beim Verwenden des Systems erkannt werden, mit welcher Geschwindigkeit die Lösung läuft.
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