MEDINSTRUKT > Bisswunden durch Hundebisse und Katzenbisse

MEDINSTRUKT > Bisswunden durch Hundebisse und Katzenbisse

Vielen von uns ist es schon passiert. Ein Knurren, ein Fauchen und schon hat der Hund oder die Katze zugebissen. Meistens erwischt es uns hierbei an den Händen und Fingern. Was ist bei Hundebissen und Katzenbissen alles zu beachten? Wie leiste ich richtig Erste Hilfe? Das alles und einiges mehr erklären wir in dem Beitrag.

Was sind die Gefahren bei einer Bissverletzung?

Die Gefahren bei einer Bissverletzung sind ziemlich vielfältig und fangen bei einer kleinen Blutung an und können bis zum septischen Schock durch eine Blutvergiftung gehen. Häufig werden kleinere Bissverletzungen als Bagatelle angesehen und nicht weiter beachtet. Unter Umständen ein gefährlicher Fehler, da es sehr schnell zu massiven Entzündungen kommen kann. Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Gefahren einmal auf.

Bissverletzungen führen zur mechanischen Gewalteinwirkung

Vor allem der Hundebiss darf hierbei nicht unterschätzt werden. Es werden meist oberflächlich nur kleine Verletzungen sichtbar sein, jedoch in den tieferen Gewebsschichten kommt es zu größeren Quetschungen und Gewebszerreißungen. Falls hierbei ein größeres Gefäß verletzt wird, kann es auch zu massiven Blutungen kommen und diese kann schnell lebensbedrohlich werden. Gerade an Handgelenken, Unterarmen, Füßen und im Gesicht sind größere Arterien relativ einfach zu erreichen. Vor allem große Hunde und Kampfhunde können eine so massive Gewalt auswirken, dass es zu schweren Knochenverletzungen, bis hin zu Amputation, kommen kann.

Durch die massive Gewalteinwirkung von einem Hundebiss kann es zu massiven Blutungen kommen und je nach Beißkraft sogar bis zur Amputation führen.

Bisswunden – Gefahr durch den infektiösen Mundraum – Katzenbisse sind besonders heimtückisch und führen zu gravierenden Entzündungen

 Durch einen Biss werden Keime aus der Mundhöhle, aus dem Speichel und von den Zähnen tief in die Wunde eingebracht. Die Keime bleiben nicht nur in dem lokalen Bissbereich und können dort eine Infektion verursachen, sondern im schlimmsten Fall werden sie durch den ganzen Körper verteilt. Wenn sich dadurch die Infektion ausbreitet, wird es Sepsis genannt (früher Blutvergiftung genannt). Dazu kann es, vor allem bei bereits Immungeschwächten Personen kommen. Bei Katzenbissen ist diese Gefahr besonders hoch, da sich die langen und dünnen Zähne tief ins Gewebe bohren können und sich der dünne Bisskanal schnell verschließt. Durch den verschlossen Bisskanal können die Keime nur schlecht durch Blut und Entzündungssekrete an die Oberfläche und somit aus der Wunde transportiert werden. Die Infektionsgefahr darf niemals vernachlässigt werden!

Auch der Katzenbiss darf aufgrund der hohen Keimlast im Mundraum der Katze nicht vernachlässigt werden und sollte unbedingt medizinisch versorgt werden. Denn gerade durch die langen dünnen Zähne kommt die Keimlast tief in den Bisskanal, der sich anschließend wieder verschließt.

Tierbisse und die Tollwut in Deutschland

 Viele denken nach einem Biss von einem Tier sofort an die Tollwut und haben Angst sich damit anzustecken. Aber keine Sorge, in Deutschland gilt die Tollwut, die vom Hund oder Fuchs übertragen wird, als bekämpft. Nur durch den Transport von infizierten Tieren aus Osteuropa oder Asien kann Tollwut noch eingeführt werden. Es gibt allerdings eine Ausnahme für Personengruppen die mit Fledermäusen Kontakt haben, hier besteht noch ein Risiko der Ansteckung. Fledermäuse gelten als letzte Wildtiere, die noch Tollwut übertragen können.

Wichtig: Die geringe Gefahr der Tollwutansteckung gilt nur in Deutschland und weiten Teilen von Europa. Sobald Sie ins nicht europäische Ausland reisen, können Sie sich eventuell nach einem Biss infizieren. Eine gute Beratung vor einer Fernreise bei einem Reisemediziner gibt hierbei Sicherheit.

Wundstarrkrampf (Tetanus) nach einer Bissverletzung

 Das Bakterium Clostridium Tetani wird durch den Biss in die Verletzung gebracht. Dabei kann es sich vermehren und Giftstoffe freisetzen. Diese führen zu Muskelzuckungen (Wundstarrkrampf). Da in Deutschland viele dagegen geimpft sind, ist die Zahl der Todesopfer glücklicherweise massiv gesunken.

Wie schütze ich mein Kind vor Bissen von Katzen oder Hunden?

Gerade die jüngeren Kinder sind immer Feuer und Flamme, wenn Sie ein Tier sehen. Es muss unbedingt gestreichelt werden oder sie bekommen Angst und laufen davon, was den Spieltrieb bei Hunden anregt. Vermeiden Sie unbedingt den Kontakt zu aggressiven oder ängstlichen Tieren, die sich unter Umständen mit Bissen verteidigen. Achten Sie auch bitte darauf, dass Ihre Kinder unbekannten Hunden oder Katzen nicht zu nahekommen und lassen Sie Ihre Kinder nicht alleine mit fremden Tieren. Eine frühe Aufklärung bei Kindern im richtigen Umgang mit Tieren ist ein sehr wichtiger Schutzfaktor. Sie müssen lernen, dass fremde Tiere nicht gestreichelt werden sollen.

Erste Hilfe bei Bisswunden – Wundversorgung, Antibiotikum vom Arzt und Co.

Wie oben bereits erwähnt, bitte eine Bissverletzung nicht als Bagatelle bezeichnen. Jeder Biss sollte durch einen Arzt begutachtet werden, da die Gefahr einer Entzündung sehr groß ist. Ein kleiner Katzenbiss in den Finger kann ohne Therapie mit einem Antibiotikum eine massive Entzündung hervorrufen. Im schlimmsten Fall kann einer Nichtbehandlung zu einem Verlust des Fingers führen.

Eigenschutz bei aggressiven Tieren

Achten Sie hierbei als aller erstes auf den Eigenschutz und auf den Schutz des Patienten. Stellen Sie sicher, dass es zu keinem weiteren Biss kommt. Bringen Sie möglichst viel Abstand zwischen sich und das Tier.

Wundversorgung der Bisswunde

Wenn die Möglichkeit besteht, die Wunde mit Leitungswasser sorgfältig ausspülen und danach steril verbinden. Die Versorgung erfolgt, zum Beispiel mit einer sterilen Kompresse und einer Mullbinde. Bei schweren und spritzenden Blutungen unverzüglich einen Druckverband anlegen. In diesem Fall haben wir für das Ausspülen selbstverständlich keine Zeit mehr.

Ruhigstellen der betroffenen Region

Durch starke Bewegung der betroffenen Region können sich Krankheitserreger schneller ausbreiten und unter Umständen auch stärker vermehren. Für die Ruhigstellung von einer Bisswunde am Unterarm bietet sich eine Dreieckstuch-Schlaufe an.

Bei jeder Bisswunde den Arzt aufsuchen

Die Wunde muss unverzüglich von einem Arzt begutachtet und weiterversorgt werden, damit es zu keinen Folgeschädigungen kommt. Der Arzt entscheidet, ob eine weitere Therapie mit einem Antibiotikum, einer Prophylaxe oder eine Auffrischungsimpfung gegen Tetanus sinnvoll ist. Bei Bisswunden während der Arbeitszeit (z.B. der Klassiker mit dem Postboten und dem Hund) sollte der Patient einen D-Arzt aufsuchen.

Notruf verständigen bei bedrohlichen Verletzungen

Bei starken Blutungen, großen Schmerzen oder bei multiplen Bisswunden bei Kindern sollte unter der 112 der Rettungsdienst gerufen werden. Bei Unsicherheit lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.

Denken Sie bei aggressiven Hunden, die frei umherlaufen, auch an eine frühzeitige Verständigung der Polizei.

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Bei Beschwerden und Symptomen wenden Sie sich bitte persönlich an einem Arzt. Bei bedrohenden Notfällen rufen Sie bitte unverzüglich unter der 112 den Rettungsdienst.