MEDINSTRUKT > Notfallmanagement in der Klinik und Arztpraxis

MEDINSTRUKT > Notfallmanagement in der Klinik und Arztpraxis

Notfälle in der Klinik und der Arztpraxis sind nicht planbar und kommen häufig überraschend und in den ungünstigsten Momenten. Das Team kann sich aber sehr wohl auf etwaige Notfälle vorbereiten und je besser diese Vorbereitung ist, desto besser können Notfälle abgearbeitet werden. Ein durchdachtes und geplantes Notfallmanagement hilft hierbei immens. Wir möchten Ihnen und Ihrem Team wichtige Punkte zur Vorbereitung und Gedankenanstöße mit diesem Beitrag geben.

Fortbildungen als zentraler Punkt im Notfallmanagement

Stellen Sie sich die Situation vor, dass ein lebloser Patient vor Ihnen auf dem Boden liegt, dem zusätzlich viel Erbrochenes aus dem Mund läuft. Wenn jetzt keiner im Team weiß, was die aktuellen Reanimationsleitlinien sagen oder wie die Absaugpumpe funktioniert, hat dieser Notfall das Potential zur Katastrophe zu werden.

Regelmäßige Fortbildungen und Notfalltrainings für das Team sind obligat, wenn Notfälle professionell abgearbeitet werden sollen. Leider speichert unser Gehirn keine komplexen Abläufe, die nicht regelmäßig durchlaufen werden. Neben einem regelmäßigen Notfalltraining ist es sinnvoll, in den Teambesprechungen stets die wichtigsten Notfallbilder und Ablaufschemen durch zu sprechen. Hier reichen oft schon ein paar Minuten aus, um das Wissenslevel nachhaltig zu steigern.

Kennen Sie sich mit Ihrem Equipment aus und wissen Sie wo die Magill-Zange im Rucksack ist?

Wieder ein kleines Fallszenario: Sie haben ein lebloses Kind mit Fremdkörperbolus und der Kollege findet die rettende Magill-Zange nicht.

Jeder Arzt, jede Pflegekraft und jede MFA muss sich mit dem Notfallmaterial im Detail auskennen. Neben der richtigen Anwendung, muss auch sich auch jeder im Notfallrucksack bestens auskennen. Schauen Sie sich mit Ihrem Team regelmäßig das Notfallmaterial an und besprechen Sie die richtige Handhabung von allen vorhandenen Ausrüstungsgegenständen. Pflichteinweisungen auf Medizinprodukte verstehen sich von selbst.

Ablaufschemen aushängen und am AED oder Rucksack deponieren

Selbst auf großen und universitären Intensivstationen finden Sie Ablaufschemen aushängen. Das liegt nicht daran, dass der zuständige Oberarzt nicht weiß wie viel Adrenalin der Patient bekommt. Der Grund ist, dass durch regelmäßiges durchlesen, das Wissen tief gefestigt wird und auch in der größten Stresssituation abgerufen werden kann.

Es ist mehr als menschlich und kann jeden von uns treffen, egal wie groß die Erfahrung ist, wir „stehen total auf dem Schlauch“. Schlimme Notfälle und maximal stressige Situationen könne dazu führen, dass wir nicht mehr weiterwissen. Hierfür bitte die wichtigsten Ablaufschemen (Reanimation, Medikamente, Fremdkörperersticken, …) beim Notfallmaterial deponieren, dass wir im Notfall darauf zurückgreifen können. Bitte das aktualisieren nicht vergessen, wenn neue Leitlinien erscheinen oder sich Medikamente ändern.

Notfallmaterial richtig zusammenstellen – mit welchen Notfällen muss ich innerhalb meiner Arztpraxis oder Klinik rechnen?

Hier sind wir wieder bei dem Thema, dass wir Notfälle vorbereiten können. Selbstverständlich gehört eine gute Basisausstattung in jede Klinikstation und in jede Praxis. Aber es ist oft sehr sinnvoll und lebensrettend sich Spezialmaterial an zu schaffen und die Basismedikamente zu erweitern. Verschaffen Sie sich zum einen Überblick, mit welchen Notfällen gerechnet werden kann und welche Notfälle in der Vergangenheit vorgefallen sind. Sprechen Sie sich hierbei im Team ab, wer was für sinnvoll erachtet.

Allgemeinarztpraxis in der ländlichen Region – Falls es in Ihrer kleinen Gemeinde zu einem Kindernotfall kommen sollte, wo schlägt die Mutter mit dem Kind eventuell auf? Richtig bei Ihnen in der Praxis. Hier wäre es sinnvoll Kinder- und Säuglingsbeatmungsbeutel, Kinderelektroden für den AED und zum Beispiel Medikamente gegen Pseudokrupp vorzuhalten.

Notfallausrüstung zentral und gesammelt aufbewahren

Wir sehen häufig, dass das Notfallequipment über die gesamte Station oder Praxis verstreut gelagert wird. Zum einen wird Zeit verloren alles zu holen und zum anderen wird häufig etwas vergessen. Wenn etwas vergessen wird, muss wieder ein wichtiges Teammitglied losschickt werden und es verbreitet vermehrt Unruhe und Hektik im Versorgungsablauf. Daher bitte alles zentral und gekennzeichnet lagern, so kann zum Beispiel eine Zeitarbeitskraft die erst seit 60 Minuten auf der Station ist losgeschickt werden und sie wird alles bringen können.

Routine-Check der Notfallausrüstung

Nächstes Fallszenario – ein Patient mit massiver Atemnot und peripher und zentral zyanotisch soll fachgerecht versorgt werden. Beim Aufdrehen der Sauerstoffflasche passiert nichts, die Sauerstoffflasche ist leer.

Damit Ihnen so etwas nicht passiert, bitte regelmäßig beziehungsweise nach Herstellerangaben, das Equipment und die Medikamente prüfen. Herbei vor allem Auf Funktion, Vollständigkeit und Ablaufdaten achten. Und ja auch Defibrillationselektroden und Sauerstoff haben ein Verfallsdatum. Erstellen Sie eine Checkliste die abhakt werden muss und benennen Sie einen Materialverantwortlichen, damit Ihnen im Notfall nie der Sauerstoff ausgeht.

Codewort für Notfälle einführen

Ich brauch mal schnell Hilfe“, ein häufiger Satz in Kliniken und Arztpraxen, aber er kann alles nix bedeuten. Darum definieren Sie bitte ein Codewort für schwere Notfälle, das jeder Mitarbeiter kennt. Wichtig ist auch, den weiteren Ablauf nach rufen des Codewortes zu definieren. Wer bringt das Notfallmaterial, was sagen wir den Patienten im Wartezimmer, wer kümmert sich um das Telefon für den externen Notruf, usw.

Notfallmanagement leben – richtige Einarbeitung von neuen Mitarbeiten

Jeder Mitarbeiter ist in der Versorgung von Notfallen sehr wichtig. Leider ist es im stressigen Alltag häufig, dass neue Mitarbeiter nicht genügend eingearbeitet werden. Ein eventuell fatales Versäumnis, wenn Sie mit dem neuen Mitarbeiter allein den schweren Notfall versorgen müssen. Bitte neue Mitarbeiter schnellstmöglich, am besten am ersten Tag, auf das interne Notfallmanagement einarbeiten.

Aus Fehlern und Positivem lernen – Nachbesprechungen nach kritischen Ereignissen

Nach jedem kritischen Notfall ist es wichtig sich im Team zusammen zu setzen und gemeinsam Positives und Negatives aufzuarbeiten. Gerade in solchen Teamsitzungen kristallisieren sich Schwachpunkte im internen Notfallmanagement und in den Ablaufschemen heraus. Diese gilt es zukünftig zu verbessern und zu vermeiden. Wichtig bei Nachbesprechungen ist es konstruktiv und ohne Schuldzuweisungen zu bleiben. Fehler müssen und dürfen angesprochen werden, solange die sachliche Ebene nicht verlassen wird. Häufig werden nur die Fehler angesprochen, das ist gut für die Zukunft, aber schlecht für die Motivation. Arbeiten Sie ganz bewusst die positiven Dinge heraus und vergessen Sie als Vorgesetzter nie Ihr Team als Abschluss zu loben. Das ganze Team und das Notfallmanagement kann sehr gut durch gute Feedbackrunden profitieren.

 

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