MEDINSTRUKT > Sonnenstich beim Kind und Baby

MEDINSTRUKT > Sonnenstich beim Kind und Baby

Je wärmer die Tage draußen werden, desto mehr freuen sich die meisten auf den Sommer und das Baden im See. Doch die wenigsten machen sich bei einem entspannten Tag am See Gedanken über den Sonnenstich. Vor allem für die Kinder und Babys ist es eine sehr unterschätze Gefahr. Denn viele glauben, dass solange es ihnen gut geht, wird dem Kind die Sonne auch gut tun. Nur leider sind Kinder und Babys viel anfälliger für den Sonnenstich, als Jugendliche oder Erwachsene. Wir wollen Ihnen alles Wichtige zum Thema Sonnenstich beim Kind und Baby aufzeigen. So wird der nächste Sonnentag entspannt.

Wie kommt es zum Sonnenstich? Es ist nicht die UV-Strahlung!

Bei dem Sonnenstich sind der Kopf und Nacken der Sonne direkt ausgesetzt. Durch die Wärmestrahlung werden Teile der Hirnhaut und des Hirngewebes gereizt und es kommt zu Irritationen. Bei schweren und lebensbedrohenden Sonnenstichen, kann das Gehirn gefährlich weit anschwellen. Deswegen kommt es zu den klassischen Symptomen eines Sonnenstichs. Fatal ist die Tatsache, dass die Beschwerden meistens erst Stunden später und nicht direkt auftreten.

Früher gab es die Theorie, dass die UV-Strahlung einen Sonnenstich auslöst. Dies ist längst wiederlegt, da die UV-Strahlung erst gar nicht so tief eindringen kann, um die Hirnhäute zu reizen. Daher schützt Sonnencreme nur gegen Sonnenbrand und nicht vor einem Sonnenstich.

Die Gefahr erkennen – Symptome eines Sonnenstichs

  • Das wichtigste Kriterium ist selbstverständlich die Exposition der Wärmestrahlung, wenn Sie nur kurz im Freien waren, dann ist ein Sonnenstich eher unwahrscheinlich. Bei längerer Exposition und klassischen Symptomen, immer an einen Sonnenstich denken.
  • Wenn Sie mehrere Kinder haben und alle ungeschützt waren, treten die Symptome häufig bei allen auf.
  • Der Sonnenstich kann sich durch starke Kopfschmerzen und Nackenschmerzen äußern. Hierbei handelt es sich auch um die klassischen Anzeichen von einem Sonnenstich, die fast immer auftreten.
  • Teilweise hat das Kind auch regelrechte eine Nackensteifigkeit (Meningismus). Dies bedeutet, dass das Kinn nicht mehr zur Brust runtergenommen werden kann. Denn durch das Anschwellen der Hirnhäute ist die Bewegung nicht mehr möglich. Da Babys häufig keine Nackensteifigkeit vorweisen fällt hier das klassische Erkennungsmerkmal weg.
  • Häufig haben die Kinder und Babys  als Anzeichen einen geröteten und heißen Kopf.
  • Teilweise beklagen sie sich über Schwindel, Übelkeit und Erbrechen.
  • Falls der Sonnenstich stärker ausgeprägt ist, kann es zu Krampfanfällen und Bewusstlosigkeit kommen.

Warum merken wir häufig gar nicht die Gefahr?

Durch das Spielen und Toben vergeht die Zeit, wie im Fluge und die Kinder sind abgelenkt. Auch der Wind am Strand oder See lässt schnell die Gefahr eines Sonnenstiches vergessen. Sportliche Eltern sollten auch immer daran denken, dass Babys in Kindertragen oder Kinder im Fahrradanhänger einer besonderen Gefahr ausgesetzt sind.

Damit der Tag am Strand perfekt wird. Kopfbedeckung hilft gegen den Sonnenstich und Sonnencreme beugt dem Sonnenbrand vor. Optimalerweise bedeckt der Sonnenschutz auch noch den Nacken Ihrer Kinder.

Die unbedachte Gefahr: Das schlafende Kind in der Sonne

Wenn das Kind in der Sonne schläft, wird dabei häufig nicht daran gedacht, dass es auch zu einem Sonnenstich und nicht nur einem Sonnenbrand kommen kann. Selbst Babys im Kinderwagen können davon betroffen sein. Denn selbst wenn der Kinderwagen aktuell im Schatten steht, kann er 20 Minuten später komplett in der Sonne stehen. Da sich die Beschwerden eines Sonnenstichs meistens erst Stunden später zeigen, wird das Kind davon nicht aufwachen. Teilweise reichen bereits 30 Minuten in der Sonne schlafen aus, um einen Sonnenstich zu bekommen. Dabei kommt es auf die Intensität der Sonne an.

Hat ein Kind dabei Fieber?

Wir bekommen in unseren Erste Hilfe Kursen am Kind häufig die Frage gestellt, ob ein Kind oder Baby bei einem Sonnenstich Fieber entwickelt. Die meisten Kinder haben kein Fieber bei einem Sonnenstich, sondern eine normale, eventuell eine leicht erhöhte Temperatur. Wenn ein Kind Fieber hat, deutet es meistens auf einen Hitzschlag hin.

Friert mein Kind dabei?

Bei einem Sonnenstich frieren die Kinder nicht. Denn das Frieren wird meistens durch den Schüttelfrost ausgelöst. Dieser tritt vor allem bei der Hitzeerschöpfung auf. Natürlich kommt es hierbei zu fließenden Übergängen und es ist möglich, dass das Kind nicht nur einen Sonnenstich, sondern auch eine Hitzeerschöpfung hat.

Woran kann der Hitzschlag von einem Sonnenstich unterschieden werden?

Es gibt einige Symptome, die klassisch beim Sonnenstich oder Hitzschlag auftreten. Welches für die beiden Erkrankungen spricht, können Sie der untenstehenden Tabelle entnehmen. Wobei zu sagen bleibt, dass der Übergang fließend ist und jedes Kind unterschiedlich reagiert. Deswegen können sich die Symptome auch mischen.

Wodurch wird der Sonnenstich begünstigt? Babys sind besonders gefährdet. 

Ein entscheidender Faktor ist der fehlende Haarwuchs auf dem Kopf. Gerade kleine Babys mit wenig oder gar keinem Haaren sind hier mehr risikobehaftet. Dabei sind sie am Kopf schutzlos der Sonne ausgesetzt. Ein weiterer Nachteil ist, dass der Schädelknochen beim Baby noch nicht verknöcherten Knorpel enthält. Leider ist dadurch der Schädelknochen leichter durchgängig für Sonnenstrahlen und begünstigt damit den Sonnenstich.

Prävention – einem Sonnenstich vermeiden

Kinder und Babys sollten nicht in der Sonne schlafen und am Besten im Schatten spielen. Auch die Schutzkleidung, wie eine Mütze oder eine Schirmmütze, dürfen definitiv bei Kindern nicht im Sommer fehlen. Selbst wenn das Kind in Deutschland in der Sonne bis jetzt gespielt hat ohne, dass etwas passiert ist, darf die Sonne im Urlaub jedoch nicht unterschätzt werden. Je nach Reiseziel ist die Sonne viel intensiver und es kommt schneller zum Sonnenstich. Vor allem in der Mittagszeit ist die Sonne am stärksten und hierbei darf die Schutzkleidung nicht vergessen werden. Beim Wandern wird häufig nicht an den Sonnenstich gedacht, wobei im Hochgebirge die Wirkung der Sonne deutlich höher ist. Es freut natürlich auch den Nachwuchs bei schönem Wetter mit offenem Verdeck im Auto mit zu fahren. Nur leider wird das Mitfahren in einem Cabriolet häufig unterschätzt, denn durch den Fahrtwind wird die konstante Sonneneinstrahlung nicht genügend beachtet und es kommt damit leichter zum Sonnenstich.

Erste Hilfe Maßnahmen bei einem Sonnenstich

Die erste Maßnahme ist das Kind aus der Sonne zu bringen. Dann sollte das Kind mit erhöhtem Kopf hingesetzt werden, denn dadurch wird der Druck auf den Kopf genommen und die Kopfschmerzen sind nicht so massiv. Außerdem kann der Kopf und Nacken gekühlt werden. Dabei sollten die Tücher nicht eiskalt sein, denn eiskalte Tücher belasten den Körper mehr. Es reicht, wenn die Tücher kühl und feucht sind. Es hilft auch viel, das Kind zu beruhigen und in einen ruhigen Raum zu verbringen. Falls das Kind nicht erbricht oder ihm übel ist, darf gerne Schluckweise zu trinken gegeben werden. Wenn das Kind bewusstlos wird, muss direkt eine Atemkontrolle erfolgen.

  • Falls das Kind atmet > stabile Seitenlage
  • Keine Atmung: Herz-Lungen-Wiederbelebung

Wenn das Kind oder das Baby nur leichte Beschwerden hat, sollte die Sonne für mindestens die nächsten drei Tage gemieden werden.

Ab wann zum Arzt?

Wenn Ihr Kind nur leichte Beschwerden hat können Sie gerne den Kinderarzt kontaktieren, es sind in der Regel keine weiteren Maßnahmen erforderlich. Sie kennen Ihr Kind oder Baby am Besten, daher ist es ratsam sich auf das Bauchgefühl zu verlassen. Wenn Sie merken Ihrem Kind geht es wirklich schlecht und Sie haben ein ungutes Gefühl, dann ist der Besuch beim Kinderarzt ratsam. Falls das Kind jedoch wesensverändert, apathisch oder bewusstseinsgetrübt ist, muss unbedingt der Rettungsdienst über die 112 alarmiert werden.

Folgen eines Sonnenstichs

Die meisten Sonnenstiche bleiben glücklicherweise ohne Folgeschäden. Wenn der Sonnenstich nur leichte Beschwerden hervorruft und die nächsten Tage die Sonne konsequent gemieden wird, heilt dieser von alleine aus. Treten durch den Sonnenstich ausgeprägtere Symptome auf und Ihr Kind verbleibt weiterhin in der Sonne, kann es dadurch zu Folgeschäden kommen. Denn bei schwersten Formen des Sonnenstichs kann es zu einem Hirnödem kommen. Dies bedeutet, es kommt zur Schwellung des Gehirns und hierdurch können neurologische Folgeschäden auftreten. Glücklicherweise kommen diese schweren Verläufe extrem selten vor.

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