Eine der bekanntesten Komplikationen in der Schwangerschaft, ist das Vena Cava Kompressionssyndrom. Dabei hat diese Komplikation unterschiedliche Begrifflichkeiten. Manche kürzen es mit Vena-Cava-Syndrom oder auch nur mit Cava-Syndrom ab. Vor allem Schwangere im letzten Drittel einer Schwangerschaft sind von diesem Notfallbild besonders betroffen. Was allerdings die wenigsten wissen, dass dieser Notfall schnell einmal gefährlich werden kann und zwar für Mutter und das Ungeborene. Wir zeigen, wie es zum Vena Cava Kompressionssyndrom kommt und was die richtigen Erste Hilfe und Sofortmaßnahmen sind. Selbstverständlich gehen wir auch auf die Prävention ein.
Ein kleines Lernvideo zum Thema
Wir haben das komplette Thema Vena Cava Kompressionssyndrom als Lehrvideo aufgearbeitet. In 8 Minuten erklären wir alles Wichtige zu diesem Notfallbild.
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Die Anatomie des Menschen
Auf der linken Körperseite fließt die Bauchaorta in den großen Körperkreislauf. Hierüber werden die ganzen Bauchorgane mit Sauerstoffreichen Blut, sowie die Beine, versorgt. Nach dem Austausch mit dem Kohlenstoffdioxid verläuft die Vena Cava Inferior (untere Hohlvene) mit dem Sauerstoffarmen Blut wieder zurück zum Herzen. Dabei unterscheiden wir im Gefäßsystem zwischen Venen und Arterien. Arterien gehen immer vom Herzen weg zu den Organen und Venen verlaufen von den Organen wieder zurück zum Herzen. Die Arterien bestehen klassisch aus drei Schichten, der Intima, Media und Adventitia. Wobei die Media Schicht aus mehreren Muskelschichten besteht und dadurch ihre Stabilität erhält. Bei den Venen im Gegenzug ist die Media weniger ausgeprägt und somit ist die Gefäßwand dünner und weniger stabil.
Unser Gefäßsystem: Die Arterien gehen vom Herzen weg (rot) und die Venen bringen das Sauerstoffarme Blut wieder zurück zum Herzen (blau). Die Vena Cava Inferior (untere Hohlvene) verläuft auf der rechten Körperhälfte. (Aus Sicht der Person selbst)
Das Komprimieren der unteren Hohlvene
Durch die dünnere Gefäßwand kann eine Vene durch Gewicht leichter komprimiert werden als eine Arterie. Auch der Blutdruck im Gefäß spielt hierfür eine wichtige Rolle. Der Blutdruck in Arterien ist um ein vielfaches höher. Dies können Sie ganz gut an sich selbst testen. Wenn Sie auf eine Vene am Handrücken drücken, dann tritt der Teil dahinter deutlicher hervor. Bei den meisten Menschen sind die Venen gut sichtbar am Handrücken und dadurch lässt sich dies gut testen. Sie müssen dafür Richtung Körperstamm (näher am Herzen) die Vene komprimieren. Nun staut sich das Blut und die Vene tritt besser hervor. Beim Vena Cava Syndrom führt genau diese Kompression der unteren Hohlvene zum Notfall.
Wie kommt es zum Vena-Cava-Kompressionssyndrom?
Das Vena-Cava-Syndrom tritt vor allem im Liegen auf. Denn in Rückenlage wird bei der Schwangeren durch das Gewicht des Fötuses die Vena Cava komprimiert. Da diese nicht so stabil wie die Bauchaorta ist, lässt sie sich durch das Gewicht komprimieren. Entscheidend für die Kompression ist das Gewicht vom Ungeborenen. Im letzten Drittel ist der Fötus in der Regel so schwer, dass es zur Kompression kommt. Die Folge hiervon ist, dass weniger Blut zum Herzen zurückfließen kann, weil das Lumen dünner als zuvor ist. Dies bedeutet, dass der Gefäßdurchmesser verkleinert wurde. Durch den verminderten Rückstrom von Blut zum Herzen, kommt jetzt der Frank- Starling- Mechanismus zum Tragen.
Was ist der Frank-Starling-Mechanismus?
Der Frank-Starling- Mechanismus besagt, je besser das Herz mit zurück fließenden Blut gefüllt ist, desto besser kann das Herz pumpen. Die Konsequenz aus dem geringeren Rückfluss zum Herzen ist, dass das Herz somit auch weniger heraus pumpen kann. Dadurch fließt wieder weniger zum Herzen zurück und es entsteht eine gefährliche Spirale, wenn sie nicht behoben wird. Im schlimmsten Fall führt das Cava Syndrom zu einem Zusammenbruch vom Blutdruck und vom Kreislauf. Durch den verminderten Fluss des Blutes lassen sich auch die Beschwerden und Symptome erklären. Wenn weniger Blut aus dem Herzen ausgeworfen wird, kommt es zur Minderversorgung vom Körper und vom Gehirn. Es zeigen sich die klassischen Symptome von Kreislaufproblemen.
Welche Symptome und Beschwerden haben Schwangere?
Es gibt hier klassische Symptome, die recht schnell auftreten werden. Es absolute Warnsignale, die ein sofortiges Handeln erfordern. Wie bereits erklärt kommen die Symptome durch ein Absacken des Blutdruckes zustande:
Leichte Beschwerden
- Unwohlsein und Schwindel
- Schwarz werden vor den Augen
- Übelkeit und Erbrechen
Ausgeprägtere Beschwerden
- Blässe und kalter Schweiß auf der Stirn
- Kreislaufkollaps durch Absacken vom Blutdruck
Extreme und lebensbedrohliche Beschwerden
- Herzrasen
- Schock
- Bewusstlosigkeit
Wann tritt es in der Schwangerschaft auf?
Das Vena-Cava-Kompressionssyndrom tritt entsprechend dem Wachstum des Föten gegen Ende der Schwangerschaft auf. Denn ab dem letzten Trimester reicht die Größe beziehungsweise das Gewicht des Ungeborenen aus, um die untere Hohlvene zu komprimieren. Bei Mehrlingsschwangerschaften ist das Risiko dafür sogar erhöht. Denn die Gesamtmasse der Fruchthöhle wird durch die Mehrlinge größer und damit drückt mehr Gewicht auf die Vena Cava.
Hier sehen wir noch einmal die Unterschiede im Aufbau. Arterien haben eine viel dickere und muskulösere Wandschichtung. Durch die dünneren Wände und den niedrigeren Blutdruck, lassen sich Venen viel einfacher zusammen drücken.
Maßnahmen und Erste Hilfe beim Vena Cava Kompressionssyndrom
Eine Drehung von der Rückenlage auf die Seite, wird hier wahre Wunder bewirken. Durch die Seitenlage wird die Last von der Vena Cava genommen. Das Blut kann jetzt wieder ungehindert Richtung Herz fließen. Der Blutdruck wird sich schnelle erholen und die Beschwerden und Symptome verschwinden. Alternativ kann auch der Rücken auf der rechten Seite unterpolstert werden. Eine Linksseitenlage ist optimal, da dort die Vena Cava am meisten entlastet ist und die Bauchaorta dem Druck standhält.
Blickrichtung von den Füßen nach oben
Bewusstlos mit Atmung – auf die linke oder rechte Seite drehen?
Leider hält sich der Mythos hartnäckig, dass nur die Drehung auf die linke Seite zum Erfolg führt. Dies stimmt mal so überhaupt nicht. Die untere Hohlvene verläuft leicht rechts versetzt neben unserer Wirbelsäule. Somit bewirkt eine Linkslagerung, dass die Hohlvene ein Maximum an Platz hat, da das Gewicht vom Fötus auf die linke Seite verlagert wird. Somit stellt die linksseitige Lagerung das Optimum da. ABER wenn wir auf die rechte Seite lagern, nehmen wir auch einen großen Teil des Gewichtes von unserer Hohlvene und der Blutdruck erholt sich. Gerade auf der Couch oder im Bett haben wir wenig Platz, daher auf die Seite drehen, die möglich ist. Bitte nicht lange überlegen im Notfall, wichtig ist, dass die bewusstlose Schwangere schnellstmöglich in die Seitenlage verbracht wird.
Wenn Sie merken, dass Ihnen in Rückenlage schlecht, schwindlig und schwarz vor Augen wird. Dann legen Sie sich schnellstmöglich auf die Seite. Eine Verschlimmerung der Symptome oder gar eine Bewusstlosigkeit , kann somit verhindert werden.
Vena-Cava-Kompressionssyndrom gefährlich für die Mutter?
Grundsätzlich ist das Vena Cava Kompressionssyndrom nicht gefährlich. Wenn die Schwangere merkt, dass sie Kreislaufprobleme bekommt, soll sie sich umgehend auf die Seite drehen und damit die untere Hohlvene entlasten. Die Symptome sollten nach wenigen Minuten verschwinden. Falls die werdende Mutter sich nicht dreht, obwohl sie Beschwerden hat, kann es zur Unterversorgung des Kindes und im schlimmsten Fall zur Bewusstlosigkeit der Mutter kommen. Bei einer Bewusstlosigkeit in Rückenlage ist das Risiko für eine Aspiration (Einatmen von Mageninhalt in die Lunge) oder gar das Ersticken am Erbrochenen und dem Zungengrundes deutlich erhöht.
Gefahr für das Kind
Das Ungeborene ist auf die ständige Versorgung mit Sauerstoff angewiesen. Dies geschieht über die Plazenta und die Nabelschnur. Bei einem längeren Absacken des Blutdruckes und bei Kreislaufdepression ist diese Versorgung gefährdet und gestört.
Im schlimmsten Fall kann es durch häufigen oder längeren Sauerstoffmangel zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. Schäden am Fötus können die Folge sein. Auch kann es in diesem Zusammenhang zu einer vorzeitigen Ablösung der Plazenta kommen. Allerdings sind diese Fälle unfassbar selten, da die Schwangere sich bei Beschwerden sofort dreht.
Unser ungeborener Zwerg ist auf die ständige Zufuhr von Sauerstoff und von Nährstoffen angewiesen. Dies erfolgt über die Plazenta und Nabelschnur. Durch ein Cava-Syndrom kann die Zufuhr und Versorgung gestört sein.
Kann das Cava- Syndrom auch beim Schlafen passieren?
Auch während dem Schlafen kann es zum Vena Cava Kompressionssyndrom kommen. Um dies zu vermeiden, kann sich die Schwangere vor dem Einschlafen ein Nest aus Kissen und Decken bauen. Das heißt, wenn hinter der werdenden Mutter Kissen und Decken liegen kann sie sich nicht mehr während dem Schlaf auf den Rücken drehen, sondern bleibt auf der Seite liegen.
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