MEDINSTRUKT > Vergiftung Engelstrompete – Erste Hilfe & Symptome

MEDINSTRUKT > Vergiftung Engelstrompete – Erste Hilfe & Symptome

Die Engelstrompete gehört zu den Nachschattengewächsen und stammt ursprünglich aus Südamerika. Durch die wunderschönen Blüten, die bis zu 30 cm lang werden können und der Pflanze ihren Namen verleihen, erfreut sie sich zunehmender Beliebtheit als Zierpflanze. Gerade Kindern können die giftigen Inhaltsstoffe zum Verhängnis werden. Im schlimmsten kann eine Vergiftung mit Engelstrompete sogar tödlich verlaufen. Wir möchten Ihnen alles aufzeigen, was bei einer Vergiftung mit einer Engelstrompete wichtig ist und wie sie diese verhindern können.

Warum sind Engelstrompeten für Kinder so gefährlich?

Vielen Eltern, Verwandten und Großeltern ist die Gefahr gar nicht bewusst und denken, dass sie eine harmlose und schöne Pflanze im Wohnzimmer stehen haben. Die Giftstoffe können zum einen über den direkten Verzehr aufgenommen werden und werden dann über den Magen-Darm-Trakt resorbiert. Beim Spielen oder Zurechtschneiden der Engelstrompete können Pflanzensäfte austreten die über die Haut oder über die Augen aufgenommen werden. Kleinkinder erkunden die Umgebung und Gegenstände leider häufig mit dem Mund. Durch kauen oder lutschen an Blüten, Blättern und Stängeln sind besonders Kleinkinder besonders gefährdet für eine Vergiftung.

Welche Giftstoffe enthält die Engelstrompete?

Die Engelstrompete gehört mit zu den giftigsten Pflanzen, die wir in heimischen Wohnzimmern und Gärten finden können. Besonders die Wurzel und die Samen enthalten eine besonders hohe Konzentration an Giftstoffen. Engelstrompeten haben einen sehr hohen Anteil an Alkaloiden, wie Scopolamin, L-Hyocyamin und Atropin, die für die Toxizität verantwortlich sind. Die enthaltenden Alkaloide sind Antagonisten an den  Muskarinrezeptoren (mACh-Rezeptor) und hemmen hierdurch unseren Parasympathikus. Somit entsteht eine anticholinerge Wirkung. Der Wirkmechanismus bei dem Gift der Tollkirsche, auch ein Nachtschattengewächs, ist der gleiche.

Symptome der Vergiftung

  • Es kann zu massiven Herzrasen und „Herzstolpern“ kommen. Im schlimmsten Fall kann ein Kammerflimmern auftreten und der Patient muss reanimiert werden.
  • die Haut kann sich trocken und sehr warn anfühlen
  • der Mund ist extrem trocken und es ist fast keine Speichelbildung möglich
  • es kann zu Übelkeit, Magenkrämpfen und Erbrechen kommen
  • die Pupillen sind auffällig stark erweitert, eine sogenannte Mydriasis
  • der Patient kann sehr unruhig, agitiert und verwirrt sein
  • es kann zu halluzinogenen Zuständen kommen
  • im schlimmsten Fall liegt bereits ein Herz-Kreislauf-Stillstand vor

Die hauptsächliche Giftwirkung beruht auf der Blockade von unserem Parasympathikus.

Engelstrompete als Rauschdroge

Leider wird die Engelstrompete auch als Droge missbraucht, die rauschähnliche bis hin zu halluzinogenen Zustände hervorruft. Die Wirkung tritt meist nach kurzer Zeit an und kann unbehandelt bis zu mehreren Tagen andauern. Das Wirkspektrum kann recht unterschiedlich ausfallen und reicht von Halluzinationen bis zum massiven aggressiven Verhalten. Da es sich hierbei um ein natürliches Erzeugnis handelt, kann die Wirkstoffmenge nie im Vorhinein bestimmt werden. Eine Tatsache, die dazu führen kann, dass der Missbrauch tödlich endet.

Erste Hilfe bei einer Vergiftung mit einer Engelstrompete

Bitte an den Eigenschutz denken! Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass es zu keinen Hautkontakt mit Pflanzensäften kommt. Auch kein Erbrechen herbeiführen oder Abführmittel verabreichen.

Sobald die ersten Symptome auftreten, kann es schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation eskalieren, daher schnellst möglich den Rettungsdienst/Notarzt unter der 112 verständigen.

Der Patient hat Herzrasen, innere Unruhe und ist vielleicht verwirrt, daher ist es wichtig, dass Sie beruhigend auf den Patienten einwirken und äußere Stressoren abschirmen. Kinder gehören, wenn noch bei Bewusstsein, auf oder in den Arm der Eltern. Ein Wärmeerhalt ist selten notwendig, da es zu Hitzewallungen kommt. Bitte sein Sie großzügig bei der stabilen Seitenlage, sobald Bewusstseinsstörungen auftreten.

  • Falls das Kind bereits bewusstlos ist, aber noch regelhaft atmet -> stabile Seitenlage
  • Wenn keine regelhafte Atmung mehr feststellbar ist -> Beginn mit Wiederbelebungsmaßnahmen

Geben Sie bitte dem Rettungsdienst / Notarzt Teile der Pflanze mit, damit in der Klinik zweifelsfrei festgestellt werden kann, dass es sich hierbei um Engelstrompete handelt. Auch hier gilt es wieder auf den Eigenschutz zu achten.

Erstversorgung der Engelstrompeten Intoxikation durch Fachpersonal

Hier gilt, wie so oft, das Vorgehen nach dem ABC Schema.

Die Giftstoffe wirken als Antagonisten an Muskarinrezeptoren (mACh-Rezeptor) und führen somit anticholinergen Syndrom. Somit kann bei schweren Vergiftungen Physostigmin als Antidot herangezogen werden. Durch Physostigmin wird die Acetylcholinesterase gehemmt, was dazu führt, dass die Konzentration von Acetylcholin im synaptischen Spalt erhöht wird. Eine Erhöhung führt zu einer Verstärkung vom Parasympathikus.

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