MEDINSTRUKT > Giftige Herbstzeitlose – giftige Blume im Garten

MEDINSTRUKT > Giftige Herbstzeitlose – giftige Blume im Garten

Eine der giftigsten Pflanzen in Deutschland, ist die giftige Herbstzeitlose. Diese schöne Blume, mit ihren violetten Blüten, kommt in Deutschland sehr häufig vor. Daher kann es schnell zu einer gefährlichen Vergiftung kommen. Gerade zur Blütezeit im September und Oktober, fällt uns die Giftpflanze auf. Im Mittelalter war sie auch unter dem Namen Leichenblume und Teufelswurz bekannt. Diesen Namen hat die Herbstzeitlose nicht umsonst, da das enthaltene Colchicin ein starkes und tödliches Zellgift ist. Durch die Verwechslungsgefahr mit zwei sehr bekannten Speisepflanzen kommt es leider gar nicht so selten zu einer Vergiftung. Auch unsere Kinder können sich schnell einmal hiermit vergiften.

Giftstoffe und Wirkung – das Colchicin ist das größte Problem

Die starken Vergiftungserscheinungen kommen hauptsächlich durch das Colchicin. Dieses Gift ist in allen Bestandteilen der Giftpflanze zu finden. In den Blüten und Samen ist die Konzentration allerdings am höchsten. Die Konzentration des Giftes schwankt in den verschiedenen Jahreszeiten und ist in der Blütezeit, also im September und Oktober, am höchsten. Colchicin ist ein Zellgift und hemmt die Mitose bei der Zellteilung. Daher zeigt sich die Giftwirkung bei Zellen mit schneller Zellteilung als erstes. Im menschlichen Körper ist hier vor allem der Magen-Darm-Trakt betroffen und die ersten Symptome treten auch hier auf. Leider wird das Gift relativ schnell resorbiert und gelangt daher schnell in unseren Organismus und beginnt zu wirken.

Daneben finden sich noch weitere giftige Alkaloide in den Herbstzeitlosen, die ähnliche Wirkungen haben. Die tödliche Gefahr geht aber vom Colchicin aus. Im Übrigen bleibt die Blume auch im getrockneten Zustand hochgradig giftig.

Symptome einer Vergiftung mit Herbstzeitlosen

Ein großes Problem bei vielen giften Pflanzen ist, dass die ersten Symptome erst nach Stunden oder gar Tagten auftreten. Häufig kann kein Zusammenhang mehr zwischen der Einnahme und den Symptomen hergestellt werden. Somit denken viele Vergiftungspatienten primär nicht an eine Vergiftung. So ist es auch bei den Herbstzeitlosen, die ersten Symptome einer Vergiftung treten erst nach 3 bis 5 Stunden auf:

  • Brennen und ein Kratzgefühl im Hals und Mundbereich kann auftreten
  • Übelkeit mit starkem Erbrechen
  • Starke Bauchkrämpfe und Bauchschmerzen
  • Sehr heftige wässrige und blutige Durchfälle
  • Schwindel und Blässe durch eine Kreislaufdepression, bis hin zum Kollaps
  • Im späteren Verlauf und bei hohen Mengen Gift tritt eine Atemlähmung ein

Gefahr für Kinder oder Kleinkinder

Wenn wir im September und Oktober in die Vorgärten oder unseren Garten schauen, werden wir die schönen lila Blüten nicht übersehen können. Herbstzeitlose kommen bei uns sehr häufig vor und genau dies birgt die Gefahr für unsere Kinder. Schnell kommt es dazu, dass Blüten oder Blätter gegessen werden und es so zu einer gefährlichen Vergiftung kommt. Persönlich bin ich ein großer Freund davon, alle giftigen Pflanzen im Garten und in der Wohnung zu entfernen. Sicher ist sicher, es langen schon ein paar unaufmerksame Sekunden zur Vergiftung.

Kinder können sich schnell an heimischen Giftpflanzen vergiften. Um Unfällen vorzubeugen, sollten alle gefährlichen Pflanzen aus dem Garten entfernt werden.  

Gefährliche Verwechslungsgefahr – Zwiebeln & Bärlauch

Viele Vergiftungen mit Herbstzeitlosen entstehen aus Verwechslung. Leider kommen zwei beliebte Speisepflanzen hierfür in Frage:

  • Bei einer Zwiebel kann es schnell zu Verwechslungen kommen. Die Zwiebeln der Herbstzeitlosen sind recht groß und schauen unseren Speisezwiebel sehr ähnlich.
  • Eine Verwechslung mit den Blättern, gerade im Frühjahr, kommt noch häufiger vor. Genauso wie bei Maiglöckchen, sehen die Blätter der Herbstzeitlosen dem Bärlauch zum Verwechseln ähnlich. Die Blätter vom Bärlauch riechen intensiv nach Knoblauch, dies fehlt bei Herbstzeitlosen.

Die Blätter dieser 3 Pflanzen sollten Sie sich gut einprägen, wenn Sie selbst Bärlauch pflücken gehen. Schnell kann es zu einer Verwechslung mit giftigen Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen kommen. Zerreiben Sie das Blatt und auf den typischen Geruch nach Knoblauch achten.

Erste Hilfe und Sofortmaßahmen

  • Bei schweren Symptomen schnellstmöglich den Notruf absetzen. Bei Verdacht auf eine Vergiftung, den Giftnotruf anrufen oder einen Arzt konsultieren.
  • Bei starken Bauchkrämpfen kann eine Knierolle etwas die Schmerzen lindern. Ebenfalls hilfreich ist die sogenannte Embryostellung. Hierbei seitlich hinlegen und die Beine nah an den Körper ziehen.
  • Bei Eintrübung oder Bewusstlosigkeit mit vorhandener Atmung -> stabile Seitenlage
  • Erbrechen lassen oder Aktivkohle geben bitte erst nach Rücksprache mit dem Giftnotruf oder einem Arzt.
  • Keine Milch zu trinken geben. Die Milch ist ein Mythos und kann die Aufnahme des Giftes noch zusätzlich beschleunigen.
  • Weitere Personen oder Kinder identifizieren und warnen, die ebenfalls den Giftstoff aufgenommen haben könnten. Vielleicht haben sie weniger Gift aufgenommen und die ersten Symptome sind noch nicht aufgetreten.

Therapie in der Klinik

Gegen das Gift Colchicin gibt es kein spezifisches Antidot (Gegengift), daher kann die Therapie nur symptomatisch erfolgen. Bei einer größeren Giftmenge erfolgt die Therapie auf einer Intensivstation, da der Patienten akut gefährdet ist.

  • Falls die Giftaufnahme erst kürzlich erfolgt ist, kann durch den Arzt ein Erbrechen ausgelöst werden und Magenspülungen erfolgen.
  • Gabe von Aktivkohle, damit der Giftstoff eliminiert wird.
  • Bei wachen Patienten können Mittel gegen die Übelkeit gegeben werden.
  • Durch die starken Durchfälle und durch das Erbrechen verliert der Patient viel Flüssigkeit, die durch Infusionen ersetzt wird.
  • Ebenfalls verliert der Köper viel Kalium über die Durchfälle. Dies wird auch in der Klinik substituiert.
  • Bei bewusstlosen Patienten oder/und Atemdepression erfolgt ein künstliches Koma mit Beatmung.
  • Bei schweren Vergiftungen sind häufig kreislaufstabilisierende Medikamente (sogenannte Katecholamine) indiziert.

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