MEDINSTRUKT > Ist der Kirschlorbeer giftig?

MEDINSTRUKT > Ist der Kirschlorbeer giftig?

Der Kirschlorbeer ist eine giftige Pflanze, die in vielen Gärten und Grünanlagen zu finden ist. Der Kirschlorbeer, auch Lorbeerkirsche genannt, wurde 2013 zur Giftpflanze des Jahres gekürt. Nicht umsonst, denn die Blätter und Samen können schnell zu einer gefährlichen Vergiftung führen. Gerade kleine Kinder können sich beim Verzehr der süßen Früchte vergiften. 

Welche Pflanzenteile sind giftig?

Wie bei vielen giftigen Pflanzen sind alle Pflanzenteile giftig. Allerdings gibt es große Unterschiede bei der Giftkonzentration. Beim Kirschlorbeer sind vor allem die Blätter und die Kerne giftig.

Vor allem die schwarzen Früchte mit ihren giftigen Kernen sind besonders problematisch, da sie süß schmecken. Der etwas bittere Nachgeschmack der Früchte kommt häufig zu spät, da die Beeren bereits heruntergeschluckt wurden oder die Kerne zerkaut wurden. Je länger auf den Kernen herumgekaut wird, desto mehr Gift wird freigesetzt. Durch den aromatischen Geschmack werden häufig mehrere Beeren gegessen.

Die Blätter enthalten zum Glück sehr viele Bitterstoffe, die beim Zerkauen freigesetzt werden. Hierdurch werden die Blätter recht schnell wieder ausgespuckt. Kinder vergiften sich in der Regel nicht an den Blättern, sondern an den Früchten.

Die giftigen Kerne

Gerade Kinder kauen gerne auf den süßen Früchten herum. Durch das Zerbeißen der Kerne werden die Giftstoffe freigesetzt und gelangen über den Magen-Darm-Trakt in den Organismus.

Welches Gift steckt im Kirschlorbeer?

In der Pflanze sind sogenannte cyanogene Glykoside (vor allem Prunasin und Amygdalin), die zur Vergiftung führen. Die cyanogene Glykoside werden im Magen, unter anderem durch die Einwirkung von Magensäure, zur hochgiftigen Blausäure umgewandelt. Und genau diese Blausäure führt zu den Vergiftungssymptomen. Durch die Blausäure wird unsere Atmungskette in den Mitochondrien gehemmt. Somit wird unsere innere Zellatmung blockiert.

In der Fachliteratur findet sich häufig die Zahl von drei Beeren und/oder zwei zerkauten Blättern, ab dieser Menge können Vergiftungssymptome auftreten. Mehr als 10 Beeren könnten hier eine potenziell tödliche Dosis darstellen.

Symptome der Vergiftung

Die Symptome und die Stärke der Vergiftung hängen selbstverständlich immer mit der Menge des Giftstoffes ab.

  • Es kann zu Bauchschmerzen mit starken Krämpfen kommen
  • Übelkeit und Erbrechen können auftreten
  • Die Haut und Schleimhäute können rötlicher wirken, vor allem im Gesicht kann uns dies auffallen
  • Es kann zu einer Atemnot kommen bzw. der Patient klagt über Kurzatmigkeit
  • Bei großen Mengen kann es zur Bewusstlosigkeit kommen
  • Auch am Geruch der Ausatemluft lässt sich eine Vergiftung erkennen. Durch die Vergiftung mit Blausäure kann die Ausatemluft nach Bittermandel riechen. Dies geschieht vor allem bei großen Giftmengen.

Wichtig: Die Symptome können sich auch erst nach Stunden zeigen!

Erste Hilfe und ab wann zum Arzt

Wir als Eltern werden wahrscheinlich niemals genau wissen, wie viele Beeren tatsächlich verschluckt wurden. Daher gehen wir immer von einer potenziellen Vergiftung aus. Selbst eine Beere sollte ärztlich abgeklärt werden.

  • Suchen Sie bei dem Verdacht einer Vergiftung sofort ärztliche Hilfe auf
  • Sie können den Giftnotruf kontaktieren
  • Bei akuten Notfällen und Symptomen, bitte sofort den Rettungsdienst unter der 112 verständigen
  • Auf Anweisung vom Giftnotruf oder der Rettungsleitstelle handeln
  • Die Gefahr nicht unterschätzen
  • Versuchen Sie Beeren und Blätter mitzunehmen, damit in der Klinik zweifelsfrei der Kirschlorbeer identifiziert werden kann

Prävention – wie kann ich eine Vergiftung verhindern

Generell ist es sinnvoll, dass keinerlei Giftpflanzen im Garten oder in der Wohnung sind. Dies gilt selbstverständlich auf für die Gärten von Oma und Opa. Sollten Sie nicht auf Ihren Kirschlorbeer verzichten wollen, dann empfehlen wir Ihnen die Gefahr zu minimieren. Regelmäßiges schneiden der Blüten verhindert die Entstehung von Beeren. Auch bei Sparziergängen immer darauf achten, dass unsere Kinder keine Beeren pflücken und essen.

Giftaufnahme über die Haut

Im Gegensatz zu vielen anderen Giftpflanzen, wie zum Beispiel dem Eisenhut oder dem Riesenbärenklau, ist die Giftaufnahme über die Haut zu vernachlässigen.

Allerdings gibt es Menschen, die empfindlich oder gar allergisch auf die Pflanzensäfte reagieren. Hier empfehlen wir Handschuhe bei der Gartenarbeit.

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